Schülergruppe Autorenlesung Grundschüler verfolgen gespannt ein "Knäul" bei einer AutorenlesungLesungen sind ein fester Bestand­teil des Unter­richts­ge­sche­hens der Konrad-Witz-Schule. Dass ein Autor ein Buch vor­stellt, der mal Lehrer an der KWS war, ist unge­wöhn­lich. Dass eine Klasse zwei (Schul-) Stunden wie gefes­selt an den Lippen der Leserin hängt und hoch­kon­zen­triert und dis­kus­si­ons­freudig den Inhalt des Buches begleitet, das ist für den erfah­renen Päd­agogen und Autor schon außer­ge­wöhn­lich. Da ist ein „Knäuel“ Inter­es­santes aufeinandergetroffen.

Aber der Reihe nach. Der Autor ist Frank Weniger, die „Leserin“, ist seine Frau, Han­ne­lore, das Kin­der­buch heißt „Knäuel“, die hoch­mo­ti­vierte Klasse ist die 3a der Konrad-Witz-Schule – der Rest ist die Buch­ge­schichte. Viel­leicht lag es am Aufbau der Lesung, viel­leicht lag es am Inhalt – ganz beson­ders aber, lag es an der sozialen Auf­ge­schlos­sen­heit der Schüler. In dem Buch geht es um die sechs­jäh­rige Martha. Sie sieht anders aus, sie ist anders. Sie soll daran schuld sein, dass die Eltern ihrem Bruder, Sam, seinen Wunsch nicht erfüllen können. Sam möchte einen Hund, der als Freund immer da ist und keine blöden Fragen stellt. Martha hat das Down-Syn­drom, braucht von daher viel Zeit. Zeit, auf die Sam ver­zichten muss. Martha hat zudem Angst vor allem, was auf sie zu rennt. Er liebt seine Schwester, nor­ma­ler­weise. Aber die Hän­se­leien wegen ihr in der Schule gehen ihm auf den Keks. Es ist ein prall gefülltes Knäuel, dass das Buch auf humor­volle, ver­schmitzte Art und mit raf­fi­nierten Ein­fällen ent-knäu­el‑n soll. So ent­wi­ckelt sich ein Ver­wirr­spiel um den echten „Knäuel“, den Hund aus dem Tier­heim, der mit seinen auf­merk­samen, drol­ligen Augen und seinem wusche­ligen Fell aus­sieht, wie ein Woll­knäuel. Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Zum Schluss lösen sich alle Pro­bleme in Luft auf, es gibt nur Gewinner.

Fas­zi­nie­rend für das Ehe­paar Weniger – das die Buch­in­halte natür­lich schon kannte – waren die Kinder. Sie lauschten gebannt der Lesung. Noch ver­blüf­fender waren ihre Bei­träge in den soge­nannten Erar­bei­tungs­phasen. Der Autor hatte einen (Woll-)Knäuel dabei. Daraus ent­wi­ckelten die Schüler die Bot­schaft des Buches. Sie stellten fest, dass es keinen Anfang und kein Ende hatte – ein „Pro­blem­knäuel“. Als ein Schüler, aus hei­terem Himmel, fest­stellte, dass „der Opa, der ja bald in Rente kommt, viel­leicht sich einen Hund zulegen könnte, der auch Sam glück­lich machen würde“, war der Autor sprachlos. So viel soziales Ver­ständnis, wie es aus allen Fragen, Bei­trägen und Fol­ge­rungen zum Aus­druck kam, über­raschte und erfreute den ehe­ma­ligen Rektor. Aus Sicht des Ehe­paares Weniger war es eine Stern­stunde für Buch, für Lesen und Schreiben, für Auf­merk­sam­keit und das Inter­esse der Schüler für soziale Themen, wenn sie span­nend und humor­voll auf­be­reitet sind.

„Den Kin­dern macht es viel Spaß, etwas vor­ge­lesen zu bekommen. Außerdem wächst so die Lust, selbst Geschichten zu lesen“, so war Schul­leiter Willy Schmidt sehr dankbar für das beson­dere Angebot und freute sich über die Rück­mel­dungen des Autors. „Es ist immer etwas Anderes, wenn von außer­halb der Schule jemand zum Vor­lesen kommt und dabei auch von seiner Arbeit als Autor erzählt.“ Die Schüler freuen sich riesig, dass sie im Unter­richt das Buch wei­ter­lesen und den „Knäuel“ auf­lösen dürfen.